
Frühling! Nach einem kurzen, aber immerhin schneereichen, Winter beehren uns schon seit Wochen Frühlingsblumen und -kräuter. Jetzt könnte auch die Saison für die Kräuterführungen wieder beginnen, doch dieses Jahr ist alles noch ein wenig anders.
Vielfältige Frühjahrspflanzen
Doch Pflanzenkundige können sich mit Körbchen und Taschen auf den Weg machen: Die Wasserkresse wächst bereits ausgiebig. Scharbockskraut bringt Vitamin C gegen die Frühjahrsmüdigkeit auf den Teller (doch Vorsicht, ich habe bereits eine gelbe Blüte gesehen, sobald sich das sattgelbe Blütenmeer zeigt, bitte nicht mehr pflücken, dann bildet sich Protoanemonin, schwachgiftig, kann aber doch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen). Die Bachbunge sprießt im Bächle beim "Ochsengespann Grill- und Spielplatz" und auch die frostresistente Vogelmiere guckt um die Ecke. Die erwähnten Pflanzen sind wasserdurstige Bodendecker, Wasserkresse, Scharbockskraut und Vogelmiere wachsen in Gemeinschaft und wirken wie ein Polster, auf dem man sich an sonnigen Tagen betten kann.
Die Bärlauchsaison hat begonnen
Aber am Wichtigsten: Die Bärlauch Saison ist angelaufen. Die gestielten und schlanken Bärlauchblätter sind als milder Knoblauchersatz in der Frühjahrsküche beliebt und werden zunehmend auch in unterschiedlichen Produkten (Käse, Wurst, Pasta) verarbeitet. Wer im Wald wild wachsenden Bärlauch sammelt, sollte sich jedoch gut auskennen (oder am Besten mit jemanden wie der Autoron dieses Textes unterwegs sein).
Vorsicht vor Verwechslung!
Botanische Laien können die Blätter leicht mit den hochgiftigen Blättern von Herbstzeitlosen, Maiglöckchen oder bei uns im Freiburger Osten auch dem Aronstab verwechseln. Beim Zerreiben von Bärlauchblättern entsteht der typische Knoblauchgeruch. Da die Hände irgendwann knoblauchig riechen, bringt dieser Kniff nach einiger Zeit keine Sicherheit mehr. Die drei erwähnten Giftpflanzen können lebensgefährliche Vergiftungen auslösen (Erbrechen, Krämpfe, akute Kreislaufbeschwerden und blutiger Durchfall), die bereits zwei bis sechs Stunden nach dem Essen eintreten.
Rat von fachkundiger Seite einholen
Auf meiner offiziellen Facebook Seite (also für jeden aufrufbar, mein Name und Bärlauch in eine Suchmaschine geben) ist ein kleines Video vom SWR, das Team war mit mir vor zwei Jahren im Ebneter Gebiet beim Bärlauchsammeln. Dort wird ausführlich erklärt wie man den Bärlauch erkennt, ein Freiburger Apotheker erklärt die gesundheitlichen Aspekte.
Die vielseitige Brennessel
Eine wichtige Frühlingspflanze ist auch die Brennnessel (urtica major). Sie wächst überall, meistens dort, wo Gärtner sie nicht wollen. Aber statt sie einfach auszureißen und in Kompost zu werfen, ab damit in Kochtopf! Ein jeder hat bestimmt schon mit ihr diese Erfahrung gemacht – "aua, das brennt!" Das sind ihre Stacheln aus Kieselsäure, eine Schutzfunktion der Pflanze, damit sie von den Tieren nicht aufgefressen wird. Denn die wissen genau, was gut ist. Hoffmann von Fallersleben nannte die brennende Nessel "die verkannte Pflanze" und schrieb ein Gedicht über sie. Wichtige Körperfunktionen werden grundsätzlich von der Brennnessel angeregt, ähnlich wie Knoblauch und Zwiebel. Zur Ernte in größerer Menge ist es zweckmäßig Handschuhe zu tragen. Aus den Blättern lassen sich z. B. Wildkräuterbratlinge oder Brennnesselspinat anfertigen. Alle vorgestellten Wildpflanzen besitzen im Schnitt 10 bis 14 x mehr Inhaltstoffe als Kulturpflanzen.
Kräuerführungen mit Gerlinde Kurzbach
Wer sich für eine Kräuterführung interessiert – Coronakonform können Führungen von zwei Haushalten – also ich und eine Familie durchgeführt werden… Wir sind draußen an der frischen Luft und halten dort Abstand – ich habe eine laute Stimme.
(Gerlinde Kurzbach, Ebnet, Tel: 0761- 611 68 88)
Als kleine Kostprobe: Bärlauchknödel
400 gr altes Brot, 2 Bund Bärlauch (was in Streifen geschnitten wird), 2 Esslöffel gehackte Petersilie, 60 gr Butter, 1 Zwiebel, 3 rohe Eier, 250 ml Milch, Salz/Pfeffer/Muskatnuss zum Würzen
Die in Scheiben geschnittenen Brotreste werden in der Pfanne ohne Öl kurz getoastet.
Zu den angeschwitzten Zwiebelstückchen kommen die Brotscheiben. Die aufgekochte Milch kommt über die Brotzwiebelmischung (Pfanne), klein gehacktes Bärlauch und die Petersilie dazu, zum Schluss die Eier unterziehen. Mit den Gewürzen abschmecken und zu einem Teig verkneten. Pflaumengroße Knödel formen. In Salzwasser kochen – sobald sie oben schwimmen sind sie gar. (Man kann die Knödel auch nochmals anbraten, z. B. mit klein gehackten Haselnüssen)
Gerlinde Kurzbach, Autorin von "Freiburg zu Fuß", erschienen im Lavori-Verlag, Freiburg