Leben in der Knopfhäuslesiedlung – Tradition seit 1870

In diesem Jahr beginnen die Planungen zur Sanierung der im Herzen der Oberwiehre gelegenen Knopfhäuselesiedlung.

 

Wir möchten dies zum Anlass nehmen, einen Blick auf die Bewohnerperspektive zu werfen und haben Ralf Müller, Bewohner und ehrenamtlicher Mieterbeiratsvorsitzender der Freiburger Stadtbau GmbH, um einen Beitrag gebeten.

 

Als SPD werden wir vor allem die Mietpreise nach der Sanierungen im Auge behalten, da es uns ein Anliegen ist, dass die jetzigen Bewohner auch zukünftig in "Ihren Knopfhäusle" wohnen können.

 

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen, 
Ihr SPD-Ortsverein Freiburg Ost


Zur Geschichte der Knopfhäuschen

Die Knopfhäuslesiedlung in der Freiburger Oberwiehre wird in zwei Jahren 150 Jahre alt. Im Jahre 1870 begann der Unternehmer und Knopffabrikant Jeremias Risler mit der Errichtung eines Bauensembles für seine Mitarbeiter. Die Siedlung war nicht nur eines der ersten Projekte des sozialen Wohnungsbaus in Freiburg, sondern damals schon Ausdruck unternehmerischen Verantwortungsbewusstseins. Jeremias Risler erkannte, wie bedeutend eine einfache, aber bezahlbare Unterkunft für den betrieblichen Zusammenhalt und für die einzelnen Mitarbeiter, ob alleinstehend oder mit Familien, war. Nach dem Vorbild anderer Bauensembles mit sozialem Bezug, wie beispielsweise die Fuggerei in Augsburg oder die Arbeitersiedlungen in Liverpool, von denen eine inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, entstand eine Siedlung, die für viele Generationen zur Heimat und für viele Freiburger Bürger Teil der städtebaulichen und architektonischen Geschichte geworden ist. Dem wurde 1983 mit der Aufnahme in das Denkmalbuch Rechnung getragen.

 

Die Gegenwart: Knopfhäusle sind Heimat für viele unterschiedliche Bewohner

Heute leben nur noch wenige Nachkömmlinge der einstigen Arbeiterfamilien in der Siedlung. Geblieben sind aber der Zusammenhalt, die Solidarität der Bewohner unter- und miteinander und die enge Verbundenheit zu den Knopfhäuschen. Die Siedlung ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Schmelztiegel, einem „melting pot“, geworden, in dem unterschiedlichste Menschen mit sehr viel Lebenserfahrung zusammen gekommen sind. Und fast alle haben Verantwortung übernommen.

 

Da die Stadt Freiburg und seit 2013 die Freiburger Stadtbau GmbH nicht über ausreichend finanzielle Mittel zur Instandhaltung des Nachlasses von Jeremias Risler verfügten, haben die Mieter über Jahrzehnte hinweg mit der materiellen und ideellen Eigenleistung, die jedem einzelnen möglich war, ihren Beitrag zum Erhalt der Knopfhäuschen geleistet. Trotzdem konnte dies den zunehmenden Verfall der Bausubstanz nicht verhindern. Entsprechend groß waren die Ängste und Sorgen der Mieter, dass es, trotz Eintrag im Denkmalbuch, zu einem Abriss aus wirtschaftlichen Gründen kommen könnte.

 

Erhalt und Sanierung

Aber dank dem Einsatz einiger Stadträte, der Freiburger Stadtbau GmbH und der Stadtverwaltung wurde die Knopfhäuslesiedlung im Frühjahr 2017 in das Förderprogramm für Städtebau aufgenommen. Damit wurde auch der Grundstein für den endgültigen Erhalt der Siedlung gelegt. Stellvertretend für alle Akteure gilt daher ein besonderer Dank den Stadträten Walter Krögner und Dr. Klaus Schüle für ihren Einsatz.


Wie geht es nun weiter? Die Planungen zur Sanierung beginnen bereits dieses Jahr. Das Förderprogramm für Städtebau sieht in der Planungsphase eine umfassende Beteiligung der Mieter und der Bürgerschaft vor. Im Rahmen dieser wird es auch die Möglichkeit geben, die Knopfhäuslesiedlung zu besichtigen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Besichtigungstermine werden noch bekannt gegeben. Wir freuen uns sehr, dass sich der Bürgerverein Oberwiehre Waldsee mit Hans Lehmann als Vorsitzenden nachdrücklich für die Teilhabe der Bürger und die Zukunft der Bewohner der Siedlung einsetzt.


Der größte Wunsch der Bewohner ist, ihre Heimat nicht zu verlieren und den Nachlass von Jeremias Risler so zu erhalten, wie er ihn in konzipiert hat: Bodenständig, bescheiden, sozial, zu bezahlbaren Mieten und in den, gerade für Familien, idealen kleinen Grundrissen. Es bedarf nicht viel, um glücklich zu sein.


Ralf Müller                                                                                                                             
Bewohner und ehrenamtlicher Mieterbeiratsvorsitzender der Freiburger Stadtbau GmbH